Martin Becker nach über  22 Jahren aus Diensten der Stadt Pohlheim verabschiedet

Nach 22 Jahren und acht Monaten ist Schluss:  Die Stadt Pohlheim hat ihren langjährigen Bauhofleiter Martin Becker in den Ruhestand verabschiedet. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie der 64-jährige gebürtige Dortmunder am Montag im Sitzungssaal der Stadtverwaltung bekannte. „Die Kollegen werde ich vermissen, die Bürokratie in Deutschland nicht.“

Den Termin seines vorzeitigen Abschieds hatte Martin Becker selbst bestimmt. Er fing im August 2002 in der damaligen Schreinerei der Stadtverwaltung im Unterbau der Volkshalle an. Schon im Oktober 2003 stieg er zum stellvertretenden Leiter des Bauhofs auf und stand seit Dezember 2012 mehr als zwölf Jahre an dessen Spitze.

Als Dortmunder familiären Bezug zu Pohlheim

Becker stammt zwar aus dem Ruhrgebiet, hat aber zeitlebens einen engen Bezug zu Pohlheim. „Meine Mutter ist eine gebürtige Holzheimerin“, erzählt er. Überhaupt kommt die Verwandtschaft weitgehend aus Pohlheims südlichstem Stadtteil. Sein Opa väterlicherseits stammt aus Gießen-Rödgen. So kam es, dass Becker in seiner Kindheit stets die Schulferien in der Limesstadt verbrachte.

Nach Grund- und Realschule begann er eine zweieinhalbjährige Ausbildung als Tischler und machte das Fachabitur. Anschließend studierte Becker an der Fachhochschule für visuelle Kommunikation in Dortmund und erlangte das Diplom als Grafikdesigner.  Bei einer Schreinerei in Butzbach-Fauerbach war er von 1986 bis 1991 als Geselle und dann noch bis 2000 als Meister beschäftigt, bevor er bis Juli 2002 in einer Schreinerei in Holzheim tätig war. Zwischendurch hatten sich auch privat die Weichen für die Zukunft gestellt: An Silvester 1984 lernte er in seinem damaligen Stammlokal „Die Eule“ in Butzbach seine Freundin Herma kennen. Das Paar heiratete 1987, ließ sich in Holzheim nieder und bekam zwei Töchter und einen Sohn.

Kritik an ausufernder Bürokratie

In seine Zeit als Mitarbeiter und späterer Bauhofleiter der Stadt Pohlheim fielen unter anderem die Ausgliederung der Wasserwerke als Eigenbetrieb und die schrittweise Digitalisierung der Betriebsabläufe. „Die Dokumentationspflichten haben sich zwar erhöht, aber zugleich ist durch unser digitales Bauhof-Programm auch die Auftragsabwicklung im Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung vereinfacht worden und klarer geordnet“, erläutert Becker. Die meisten Aufgabenbereiche sind weiterhin in der Hand des Bauhofs und nicht an Fremdfirmen ausgelagert. Kritik übt Becker im Rückblick an der ausufernden Bürokratie. „Deutschland ist das Land der Vorgaben und Verordnungen. Hier noch eine Unterweisung und da noch eine Prüfung: Das hat schon sehr stark zugenommen“, bedauert er die Entwicklung und schiebt augenzwinkernd mit dem ihm eigenen trockenen Humor nach: „Da hast du viel Verantwortung und stehst eigentlich immer mit einem Bein im Knast.“ Nicht zuletzt sei diese Bürokratie auch ein Grund für seinen Entschluss gewesen, vorzeitig in den Ruhestand zu treten.

Diesem sieht Martin Becker nunmehr gelassen entgegen. „Ich habe viele Hobbys: Gartenarbeit, Motorradfahren, Enkel, Unternehmungen mit Freunden und Bekannten. Langweilig wird‘s mir bestimmt nicht werden. Ich werde das machen, was ich bisher immer erst nach Feierabend tun konnte.“ Auch als Vorsitzender der Ortsgruppe Holzheim/Dorf-Güll/Grüningen des Naturschutzbundes ist er weiterhin aktiv. Und wenn Becker zum Brotkauf einmal die Woche den Backwarenverkaufsstand in der Nachbarschaft zum Bauhof aufsucht, will er auch hin und wieder eine Stippvisite bei seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen einplanen. Abgeneigt ist er sowieso nicht, sein Fachwissen dem Bauhof auch im Ruhestand bei Bedarf zugänglich zu machen. „Ich stehe jederzeit für Rat und Tat zur Verfügung“, verspricht der langjährige Bauhof-Chef.

Dank der Stadtverwaltung für kollegiales Miteinander

„Du musst viele Aufgaben bekommen und hast jetzt einen neuen Chef“, sprach Bürgermeister Andreas Ruck das ab 1. April neue „Dienstverhältnis“ im Hause Becker an, wo ihn Ehefrau Herma arbeitstechnisch gewiss intensiv in Anspruch nimmt. Neben Ruck dankten seitens der Stadtverwaltung auch Daniel Schepp, Steffen Becker und Ingo Wallbott vom Bauamt dem künftigen Ruheständler für das stets kollegiale Miteinander. „Die Zusammenarbeit war immer fair, ehrlich und mit anständigem Unterton“, brachte Fachbereichsleiter Daniel Schepp den Charakter Beckers auf den Punkt.