Podiumsdiskussion zu Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt und damit auch die Gesellschaft – darüber waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion im Lern-, Tagungs- und Bewegungszentrum BERD einig.

Die öffentliche Diskussionsrunde unter dem Titel „Zukunft der Arbeit im KI-Zeitalter“ drehte sich darum, welche Chancen, Risiken und Herausforderungen dies bedeutet. Veranstalter waren die Volkshochschule (vhs) des Landkreises Gießen, das Projekt „Smartes Gießener Land“, die Wirtschaftsförderung des Landkreises, die IHK Gießen-Friedberg, der DGB Mittelhessen und die Organisation Arbeit und Leben Hessen.

„KI betrifft alle Lebensbereiche. Deshalb ist es wichtig, dass sowohl gesellschaftliche Kräfte wie Interessensvertreter der Wirtschaft in den gemeinsamen Austausch dazu gehen“, erklärte Landrätin Anita Schneider. Dass KI die Zukunft der Arbeit verändern werde, sei nicht strittig, und diese Veränderungen zögen auch Veränderungen der Lebenswelten nach sich. „KI ermöglicht – nach entsprechender Risikoabwägung - Benefits für die Gesellschaft, die für alle Menschen zugänglich sein müssen, mindestens aber verstanden werden sollten“, betonte die Landrätin. Das unterstreiche die Bedeutung von digitaler Bildung. Vor diesem Hintergrund sei auch das Engagement für den Bereich Bildung im Projekt des Smarten Gießener Landes zu sehen.

Großes Potenzial, aber noch fehlendes Knowhow

Das Thema Bildung zog sich als roter Faden durch die von vhs-Leiter Torsten Denker moderierte Diskussion. „Unsere Bildungs- und Wirtschaftssysteme stehen auf dem Prüfstand“, sagte Prof. Dr. Caja Thimm (Universität Bonn), die die Diskussion mit einem Vortrag zum Thema eingeleitet hatte. Viele Menschen wünschten sich demnach den Einsatz von KI - beispielsweise in der Verwaltung, bei der Cyber-Sicherheit oder im Gesundheitswesen. Beim Einsatz von KI am Arbeitsplatz seien die Meinungen aber gespalten zwischen der Hoffnung, dass KI lästige Arbeiten übernehmen und das Arbeiten effektiver machen könne, und der Angst, durch KI den Arbeitsplatz zu verlieren. Für die Unternehmen sieht Thimm viel Potenzial durch KI, aber auch ein großes Problem durch fehlendes Knowhow.

„Der Beratungsbedarf der Unternehmen ist enorm“, bestätigte Josephine Bonica, Geschäftsführerin der MAKI42 GmbH, die KI- und Digital-Beratung anbietet. Durch KI gingen durchaus Arbeitsplätze verloren, andererseits könne sie auch ein Jobmotor sein: „Wir können den Wandel nicht aufhalten, aber wir können ihn gestalten.“

„KI darf kein Instrument zur Kontrolle werden, sondern muss den Menschen dienen“, forderte Robin Mastronardi, Geschäftsführer des DGB Mittelhessen. „Wir sind noch nicht auf die großen Veränderungen der Ausbildungs- und Arbeitswelt vorbereitet, es fehlen Rahmenbedingungen der Politik und entsprechende Impulse.“ Die Entwicklungen im Bereich KI bedeuteten eine große Herausforderung an das Bildungssystem. Es müsse transparente Betriebsvereinbarungen in den Unternehmen geben.

Bonica verwies auf die Notwendigkeit, breites Basiswissen aufzubauen und den Unternehmen entsprechende Tools an die Hand zu geben. Landrätin Schneider nannte ebenfalls Bildung als Mittel, um Chancengleichheit zu gewährleisten, damit bei der Umgestaltung der Arbeits- und Lebenswelt niemand abgehängt wird. Die vhs Landkreis Gießen biete beispielsweise ein breites Kursangebot zur Vermittlung entsprechender Kompetenzen.

Wandel durch KI nicht aufhalten, sondern nutzen

Thimm und Mastronardi verwiesen zudem auf die Notwendigkeit, sich in Europa von den großen amerikanischen KI-Konzernen unabhängig zu machen. Thimm nannte zudem den AI Act, den die EU-Mitgliedstaaten zur Regulierung von KI verabschiedet haben, einen Schritt in die richtige Richtung, der ausgebaut werden müsse.

Zusammenfassend waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: Menschen, die vom technologischen Wandel betroffen seien, müssten stets im Vordergrund stehen, und KI-Nutzung  bedürfe eines regelnden Rahmens. Unternehmen und Gesellschaft müssten insgesamt befähigt werden, mit KI verantwortungsvoll umzugehen. Der Einsatz von KI sei nicht aufzuhalten – man sei in der Verantwortung, ihn zu gestalten.