Neujahrsempfang von Carnevalverein und Heimatvereinigung in der Volkshalle

Gemeinsames Handeln durch Gespräche intensivieren oder auch neu initiieren: Diese Vision soll durch den Neujahrsempfang vermittelt werden, der seit 1991 mit wenigen Unterbrechungen in Watzenborn-Steinberg stattfindet. Der Carnevalverein Die Mollys und der Ortsverein der Heimatvereinigung Schiffenberg luden dazu Vertreter aus Vereinen, lokaler Wirtschaft und Politik in die Volkshalle ein. Bei Sekt, kleinen Häppchen, Kaffee und Kuchen hatten die Organisatoren wieder ein kleines Rahmenprogramm mit Grußreden und Liedbeiträgen auf die Beine gestellt. Zu den Gästen zählten auch Stadtverordnetenvorsteherin Hiltrud Hofmann und Ehrenbürger Walter Damasky.

Dieter Schäfer, der zugleich Vorsitzender der beiden ausrichtenden Vereine ist, legte bei seiner Begrüßungsansprache den Finger in die Wunde. Die Überalterung in den Vorständen der Ortsvereine sowie das Verschwinden von dörflichem Leben und Traditionen seien allgegenwärtig. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, habe sich beispielsweise eine provisorische Vereinsgemeinschaft gebildet, um das seit zwei Jahren bestehende Dorffest zu planen. Das Motto „Nur gemeinsam sind wir noch stark“ hätten auch Chöre zum Großteil schon verstanden und alte Gegensätze überwunden. Gemeinsam handeln sei auch eine Herausforderung an die Kommunalpolitik, meinte Schäfer. Wechselnde Mehrheiten als Retourkutsche nach Wahlen zeugten davon, dass politische Gruppierungen oder Koalitionen in Pohlheim nicht an der Opposition vorbei "machen könnten, was sie wollen“.

„Langsam bröckelt der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“

Als Beispiel eines stetigen Zusammenwachsens mit der großen Gruppe der aramäischen Mitbürger bezeichnete Schäfer den Gottesdienst anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Stadtrechte“ Ende September in der Volkshalle, wo man sich auf der Basis des gemeinsamen christlichen Glaubens nahegekommen sei. Beim Thema Ehrenamt, stellte der Vorsitzende fest, „bröckelt langsam der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“. Wenn die Vereine ihre Vorstandsposten nicht mehr besetzt bekämen, sei es endgültig vorbei mit der „Weitergabe des Feuers“. Traditionen schwänden im „Bewahren der Asche“ dahin. Kritik äußerte Schäfer diesbezüglich an der kommunalen Politik, die zwei Fußballvereine „auf einem Sportfeld in die Konfrontation“ treibe. Abschließend wünschte sich Dieter Schäfer für das bevorstehende Jahr, die Vereine sollten die Dorfgemeinschaft als großes Ganzes im Blick behalten und die traditionellen Veranstaltungen unterstützen.

Mit einer „Heldenreise“ verglich Ortsvorsteherin Eva Saarbourg das menschliche Leben. „Wir verdienen alle, uns mit wohlwollenden Augen anzusehen.“ Es gehe nicht nur darum, sich mit den eigenen Herausforderungen zu beschäftigen, sondern auch mit denen anderer. Mit Mut und Zuversicht solle das Jahr 2025 gestaltet werden. „Nur gemeinsam sind wir stark“, animierte Bürgermeister Andreas Ruck dazu, nicht gegeneinander zu kämpfen sowie Pohlheim als Ganzes zu sehen und nicht nur die einzelnen Stadtteile.

Als vor 25 Jahren „Zugezogener“ verriet Neujahrsredner Professor Volkmar Wolters, wie ihm als Bremer die Integration in Watzenborn-Steinberg gelungen sei. „Das war nicht ganz leicht“, verriet der Norddeutsche. Erst der Anschluss an Vereine wie die Karnevalisten hätten das Gefühl echter Integration vermittelt. Dort betätigt sich Wolters als Sitzungspräsident und Büttenredner. „Die Vereine haben eine besondere Bedeutung für das kommunale Zusammenleben.“

Den musikalischen Schlusspunkt des offiziellen Programms setzte die Gesangsgruppe „Die Mollys“, die den Gästen des Neujahrsempfangs ein Potpourri stimmungsvoller Lieder zum Mitsingen und Schunkeln präsentierte – inklusive der bekannten Standortbestimmung „Wir sind vom M-O-L-L-Y-Verein, wir sind vom Pohlheimer Karneval“.