Gemeinnütziger Sportverein sammelt Titel auf höchster Ebene
Eine Randsportart hat es nicht leicht, aus dem Schatten des allgegenwärtigen Fußballs oder anderer populärer Disziplinen herauszutreten. Da verwundert es nicht, wenn große Erfolge in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Wer weiß denn schon, dass junge Pohlheimer mit Bestplatzierungen an Weltmeisterschaften teilgenommen haben?
Es geht um das Kickboxen. Diesen Sport können Kinder, Jugendliche und Erwachsene seit fast drei Jahren im gemeinnützigen Verein namens Phoenix Fight Academy betreiben. Der mit nationalen und internationalen Titeln hochdekorierte Trainer Cesur Elen aus Watzenborn-Steinberg hatte - mangels Räumlichkeiten in Pohlheim - 2022 in Lollar einen ersten Standort gegründet. Im Folgejahr konnte dann doch in der Max-Eyth-Straße seines Heimatortes ein entsprechendes Pohlheimer Domizil gefunden werden, wo mittlerweile dienstags und donnerstags je nach Alter drei Kurse laufen. Schließlich folgte 2024 mit Staufenberg die inzwischen dritte Anlaufstelle im Landkreis.
120 Aktive zwischen 4 und 60 Jahren tummeln sich im Verein, der für Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Sparten Selbstverteidigung, Kampfsport, Anti-Aggressionstraining, Frauensport und Athletiktraining bereithält. Kooperationen bestehen außerdem mit Kitas und Grundschulen, Jugendzentren, anderen Sportvereinen und Institutionen.
Erfolgreichstes nationales Trainerduo
Neben Breitensportlern trainieren mehrfache deutsche Meister, Europameister und Weltmeister im Verein auf höchster Leistungssport-Ebene. Um Erfolge zu erzielen, ist ein entsprechend hohes wöchentliches Trainingslevel erforderlich. Head Coach Cesur Elen fungiert dabei zusammen mit seinem jüngeren Bruder Kasim nach eigenen Angaben als „das jüngste und erfolgreichste Trainerduo national“. Cesur Elen wurde zweimal Weltmeister, war World Cup Sieger und mehrfach Deutscher Meister. Drei Jahre hintereinander, von 2020 bis 2022, stand er an zweiter Stelle der Weltrangliste. Kasim Elen holte zwei deutsche Meistertitel und unterstützt seinen Bruder als weiterer Head Coach.
Der Erfolg spricht Bände: Bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft des Verbandes WMFC im September in Leverkusen holten die 14-jährigen Zwillinge Mia und Noah Aksoy sowie die 17-jährigen Zwillinge Tabea und Tamara Gergin in ihren Gewichtsklassen fünfmal Gold. Hinzu kam noch Doppel-Gold für Justin Pizzata aus Lollar. Das Quintett nahm außerdem an der Weltmeisterschaft der World Kickboxing and Karate Union (WKU) teil, die im Oktober auf der griechischen Insel Rhodos stattfand. Dort landete Mia Aksoy in den Disziplinen Point Fighting und Leichtkontakt Cadets auf dem obersten Treppchen und konnte sich als zweifache Weltmeisterin krönen. Podestplätze gingen auch an ihren Bruder Noah (2. Kick Light Cadets), Justin Pizzata (2. Kick Light Juniors), Tabea Gergin (3. Leichtkontakt Juniors) und Tamara Gergin (3. Kick Light Juniors).
Noch nicht olympische Disziplin
Da Kickboxen noch nicht olympische Disziplin ist, konzentrieren sich die Pohlheimer als Highlight auf die jährlich stattfindende WM, die im Herbst 2025 mit Trier als Austragungsort erstmals in Deutschland stattfindet, also quasi „vor der Haustür“. Dort wollen die heimischen Kickboxer erneut ein gewichtiges Wörtchen mitreden bei der Titelvergabe. Bei der WM 2023 in Kanada hatte es sogar mit zehnmal Gold und insgesamt 15 Podestplätzen einen wahren Medaillenregen gegeben. „Ich bin stolz, dass wir in Pohlheim Weltmeister haben“, lobte Bürgermeister Andreas Ruck die jungen WM-Teilnehmer bei einem Besuch im Rathaus. „Hoffen wir, dass es 2025 wieder genauso gut klappt. Dabei sein ist alles, und wenn ein Titel dabei herausspringt, umso besser“. Das Quintett ist voll motiviert, gibt sich aber bodenständig und trotz seiner Erfolge weiterhin bescheiden. „Wir gehen ganz normal damit um, Weltmeister zu sein und erzählen es nicht jedem auf der Straße.“