Archäologie forscht zu Verlauf der römischen Grenzanlage

Seit 20 Jahren ist der Obergermanisch-Raetische Limes Unesco-Welterbe. Pohlheim als „Limesstadt“ war nun für drei Tage Standort einer Wanderausstellung mit dem Titel „Der Limes – eine Grenze, die verbindet“.

Ein Abschnitt dieser ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs verläuft auf einer Länge von 153 Kilometern in Hessen und quert auf acht Kilometern die Pohlheimer Gemarkung.

Die Deutsche Limeskommission nahm das 20-jährige Jubiläum zum Anlass, diese Wanderausstellung zu konzipieren. Der Ortsverein Watzenborn-Steinberg der Heimatvereinigung Schiffenberg hatte sich um die Schau bemüht, die aus 14 Stellwänden besteht. Diese waren für einen Tag in der Volkshalle und an zwei Tagen in der Scheune des Heimatmuseums in der Ludwigstraße postiert.

Prägnanter Überblick über 550 Kilometer Limes

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die archäologischen Stätten entlang der 550 Kilometer langen Gesamtstrecke des Limes zwischen Rhein und Donau. Die Informationstafeln geben in Wort und Bild einen prägnanten Überblick.

Auf großes Interesse stieß ein begleitender Vortrag von Dr. Kai Mückenberger, dem Bezirksarchäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Limeskoordinator für das Land Hessen. Er beleuchtete am Schlusstag der Ausstellung unter dem Titel „Der Limes in Hessen – 20 Jahre Weltkulturerbe“ aktuelle Forschungsergebnisse entlang des hessischen Limes.

Im vollbesetzten Versammlungsraum des Heimatmuseums vermittelte der Experte dem Publikum interessante Infos über die archäologischen Arbeiten entlang der vermuteten Grenzlinie auf hessischem Gebiet.

Vereinzelt noch sichtbare Strukturen in der Natur

Heutzutage erinnern in der Natur vereinzelt noch obertägig gut sichtbare Strukturen an den Limes. Sein möglicher Verlauf kann mittlerweile anhand moderner Untersuchungsmethoden genauer definiert werden, ohne den Boden aufgraben zu müssen. Die Archäologen bedienen sich verschiedenen Technologien wie Airborne Laserscanning, geophysikalischer Messungen sowie der Auswertung von Luft- und Satellitenbildern, um den ehemaligen Verlauf zu erforschen. 

Kai Mückenberger gab in seinem Vortrag zunächst einen geschichtlichen Abriss über die römische Okkupationsphase zu Beginn des ersten Jahrtausends nach Christus. Dann spannte er einen Bogen von der Entstehung des Limes über seine Struktur bis zu den Relikten und Nachbauten, die an diese Frühzeit erinnern.

Heute geht man von vier Entwicklungsphasen des Limes aus: Beginnend als einfache Schneise im Wald, die von Holztürmen begleitet wurde, kamen im Laufe des 2. Jarhunderts n.Chr. eine vorgelagerte Palisade sowie später Steinbauten und das Wall-Grabensystem dazu. Ältere Holz-Erde-Kastelle wurden durch Steinbauten wie der Saalburg ersetzt.

Die Unesco hat im Bereich der vermuteten Verlaufslinie des Limes eine Kernzone eingerichtet, die auf 30 Metern Breite geschützt ist. Dort sollen keine Maßnahmen erfolgen, die die Denkmalsubstanz beschädigen können. Innerhalb einer darüber hinausgehenden Pufferzone kann aber forschungstechnisch eingeschritten werden.

Verlauf weicht an manchen Stellen von offizieller Linie ab

Dass der Limes-Verlauf aufgrund von Forschungen mittlerweile an manchen Stellen von der offiziellen kartierten Unesco-Linie abweicht, erwähnte Mückenberger unter anderem an einem Beispiel in der Butzbacher Gemarkung. Dort müsse der Verlauf eigentlich auf einer Länge von fünf Kilometern korrigiert werden. „Wir wissen noch nicht, wie wir das der Unesco erklären sollen“, schob er scherzhaft nach.

Grabungen in jüngster Vergangenheit förderten immer wieder neue Entdeckungen in Bezug auf den Limes zutage. In der Nähe des nördlichsten Limes-Kastells Arnsburg wurde bei Muschenheim zwischen 2020 und 2023 auf freiem Feld ein Grab mit Beigaben freigelegt – Lohn und Bestätigung der akribischen Arbeit der Hessen-Archäologen. Und für Kai Mückenberger steht sowieso fest: „Es gibt noch viel Unentdecktes im Boden.“